Gerechtigkeit und Recht

Blog

Gerechtigkeit und Recht

by J. Hagen

Was ist Gerechtigkeit?

Wie stellst du dir Gerechtigkeit vor? Siehst du es vor allem als Aufgabe des Staates, für sozialen Ausgleich zu sorgen? Dann hat das aber erst mal nichts mit dir persönlich zu tun. Ist es dir ein persönliches Anliegen, das auszugleichen, was du als ungerechtfertigte Handlungen empfindest? Oder siehst du ein übergeordnetes Prinzip, welches unmöglich eindeutig zu definieren ist? Seit Menschengedenken äußern sich Personen zu der Frage, was Gerechtigkeit nun genau ist. Philosophen wie Aristoteles, Immanuel Kant oder John Rawls haben unterschiedlichste Ansätze formuliert, ebenso wie die (christliche) Ethik, Theologen oder auch Juristen wie z.B. Gustav Radbruch mit seinem Werk über das Naturrecht.

Moralische Gerechtigkeit

Die moralische Definition versteht Gerechtigkeit zunächst objektiv. Es geht um die Gerechtigkeit der staatlichen Gewalten im Sinne von Gleichheit und Verhältnismäßigkeit. Subjektiv versteht sie Gerechtigkeit als das innerlich und äußerlich an den Prinzipien des Guten ausgerichtete persönliche menschliche Handeln. Moralische Gerechtigkeit setzt immer die Existenz von mindestens zwei Personen voraus – sie definiert das Verhältnis zueinander.

Gerechtes Recht

Dem Zusammenhang von menschlicher Gemeinschaft und Gerechtigkeit trägt das Recht denn auch Rechnung: Gesetze, Justiz und Verwaltung sind Instrumente, die das menschliche Miteinander ordnen und dadurch Gerechtigkeit im Sinne eines gesamtgesellschaftlichen Zustandes herstellen. Dies ist Aufgabe der Obrigkeit. Am sichtbarsten wird Gerechtigkeit im Strafrecht: Durch die Straftat ist das Gleichgewicht der Menschen untereinander und das Verhältnis des Straftäters zur Obrigkeit als Hüterin der Ordnung gestört. Die Ordnung im Verhältnis zur Obrigkeit muss durch die Strafe wiederhergestellt werden; im Verhältnis zum Geschädigten erfolgt dies durch Wiedergutmachung (Sühne). Dies beinhaltete früher auch die Todesstrafe, während der Ausgleich heute in Deutschland über Freiheitsentziehung und Vermögensabzug getätigt wird. Im Verfassungs- und Verwaltungsrecht ist Gerechtigkeit im moralisch-objektiven Sinne über den Grundsatz der Rechtsstaatlichkeit verankert. Ausprägungen findet dies in der Gleichheit aller vor dem Gesetz, sowie in der Verhältnismäßigkeit. Diese spielen auch im Strafrecht eine Rolle. Oberste Gerichtshöfe tragen dem Gedanken Rechnung, dass Gesetze per se nicht automatisch gerecht sind, sondern einer Überprüfung mittels übergeordneter Prinzipien bedürfen. Die Gerechtigkeit an sich als deren oberstes Prinzip, ist jedoch inhaltlich schwer auf einen Begriff zu bringen. Bis heute gibt es keine allgemeine, befriedigende, exakte Definition der Gerechtigkeit. Jeder Mensch hat zwar eine Intuition dafür, ob etwas gerecht ist oder nicht. Bei der Herstellung von Gerechtigkeit weist die Menschheit aber immer wieder Defizite auf und kann sich letztlich nur Einzelaspekte der Gerechtigkeit als „Hilfskrücken“ bedienen.

Theologische Gerechtigkeit

Gerechtigkeit wird im Judentum als eine Frage der Beziehung des Menschen zu Gott verstanden. Zedakah (hebr. Gerechtigkeit) lässt sich mit „Bundestreue“ übersetzen. Gott ist gerecht, weil er die Existenz des Menschen erst ermöglicht und diese fortwährend erhält. Diese Gerechtigkeit Gottes ruft den Menschen dazu auf, in Antwort auf die ihm erwiesene Treue Gottes zu leben, indem der Mensch Gottes Maßstäben für das von Gott gegebene Leben folgt. Zusammengefasst sind diese Maßstäbe in den Zehn Geboten bzw dem Doppelgebot der Liebe. Eine solche Lebensweise lässt den Menschen im richtigen Verhältnis zu Gott und damit auch zu seinen Mitmenschen bleiben. Ein Zustand von Frieden zwischen Mensch und Gott, und damit auch die persönliche Zu-Frieden-Heit eines Menschen sowie Frieden der Menschen miteinander, ist die Folge.

Vollkommene Gerechtigkeit

Nur scheitert der Mensch, scheitere ich, an den Maßstäben Gottes. Einen Zustand vollständiger Gerechtigkeit und die Fähigkeit, mich an diesen Maßstäben auszurichten, erfahre ich nur durch Jesus Christus. Er hat mein Zurückbleiben hinter der vollkommenen Gerechtigkeit wiedergutgemacht. Er hat stellvertretend die Strafe für die gestörte Ordnung im Verhältnis zu Gott auf sich genommen. Und Er gibt mir ohne mein Zutun seine Gerechtigkeit, weil er selbst als Einziger jemals so gelebt hat, wie es Gott entspricht. So schafft Er Frieden mit Gott. Gott selbst macht dir durch Jesus Christus dieses Angebot, das du glauben und für dich persönlich annehmen darfst.