by Mario Kunze
Hell und Dunkel, Tag und Nacht – wir leben in einer Welt, die von einer Dualität geprägt scheint. Dunkelheit und Licht wechseln sich ab. Sie sind scheinbar voneinander abhängige Gegensätze. Sie scheinen Pole derselben Seinswirklichkeit zu sein.
Was ist Finsternis? Befragt man den Duden, wird Finsternis als „Lichtlosigkeit“ definiert. Umgangssprachlich beschreiben Helligkeit und Dunkelheit die subjektive Lichtempfindung, die durch das Auge wahrgenommen wird. Sinkt die Beleuchtungsstärke unter einen bestimmten Wert, kann nichts mehr gesehen werden: Die optische Sinneswahrnehmung bedarf des Lichts.
(K)ein Dualismus! Beide Konzepte bedingen sich nicht. Ohne Licht ist es finster. Wo Licht ist, kann keine Finsternis koexistieren. Schatten entstehen nur dort, wo das Licht durch ein lichtundurchlässiges Objekt blockiert wird. Ein Punkt im Raum ist entweder von Licht erhellt oder nicht. Nur das Maß der Erhellung kann variieren und physikalisch als Strahlungsleistung (Watt) oder für das menschliche Auge wahrnehmbaren Lichtstrom (Lumen) beschrieben und gemessen werden.
Interessanterweise wird in der Bibel die Erschaffung der Finsternis nicht beschrieben. „Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe“ (1.Mose 1,2). Dies ändert sich erst durch die Erschaffung des Lichts: „Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht“ (1.Mose 1,3). Gott erschafft Licht als physikalische Realität. Finsternis erschafft er nicht, da sie diese Realität gerade nicht hat.
Gut und Böse! Licht und Finsternis stehen allegorisch auch für das Gute und Böse, für das Leben und den Tod, für Gott (1.Johannes 1,5) und den Teufel. Die Frage nach der Existenz der Finsternis ist damit auch eine Frage nach der Existenz des Bösen. Die biblische Botschaft bezeugt, dass Gott gut ist (Psalm 119,68) und alles, was er tut und erschafft, gut ist (1.Mose 1,3f.). Im Umkehrschluss ist die Abwesenheit Gottes bzw. Gottesferne der Ort, wo sich das Böse manifestiert. Das Böse ist damit der Mangel an Gutem, so wie die Finsternis der Mangel an Licht ist. Die Existenz des Guten hängt damit nicht am Bösen – aber das Böse hat nur dort Raum, wo das Gute nicht vorhanden ist.
Das Böse ist real! Dennoch ist das Böse eine Realität, wie dies auch für die Finsternis der Fall ist. Die Wahrnehmung ergibt sich aber vor allem daraus, dass unsere Existenz auf das Licht und das Gute hin geschaffen ist. Unser Körper benötigt (Sonnen)Licht – von der Bildung von Vitamin D bis zur Orientierung im Raum und unserer psychischen Gesundheit. Zwar benötigen wir auch den Tag/Nacht-Rhythmus, aber die Nacht ist kein lichtloser Zustand. Vielmehr ist sie erleuchtet von Mond und Sternen. In gleicher Weise benötigen wir das Gute – Gott – in unserem Leben. Die Finsternis und das Böse sind Mangelerscheinungen, die sich massiv auf unsere Existenz auswirken.
Menschen brauchen Licht. Diese Erkenntnis führt dazu, dass in der dunkleren Jahreszeit besonders viel künstliches Licht eingesetzt wird. Kerzen, Lichterketten, Straßenlaternen, etc. erhellen die Dunkelheit. Im übertragenen Sinne ziehen Menschen jedoch erstaunlicherweise die Finsternis dem Licht vor. Im Johannesevangelium (3,19) spricht Jesus davon, dass er als Licht/Gott in die Welt kommt, aber die Menschen die Finsternis mehr lieben, weil ihre Taten böse sind. Finsternis und das Böse sind symbiotisch – das Böse kann so verborgen bleiben. Aber damit schadet sich der Mensch ultimativ selbst. Der Mangel an Licht, die Präsenz des Bösen, führt zum Tod. Dies muss aber nicht so bleiben. Jesus fordert dich heute heraus: Komm zu mir! Komm ins Licht!